Was ist TrustPID?

Bei TrustPID handelt es sich um ein Verfahren, mit der Netzbetreiber das Surfverhalten von Mobilfunk-Nutzer*innen umfassend tracken können.
Umfassend meint dabei, dass bisherige Möglichkeiten, Tracking zu erschweren, wie das Löschen von Cookies oder wechseln von Browsern, nicht anwendbar sind. Es soll eine feste ID vergeben werden, die mit der Handy- oder SIM-Kartennummer verknüpft ist. Dieser ID wird dann das Nutzungsverhalten zugeordnet.

Seit dem vergangenen Jahr läuft eine Testphase, bei der neben den Netzbetreibern auch unterschiedliche Medien teilnehmen. Anfang 2023 wurde auf europäischer Ebene ein Joint Venture verschiedener europäischer Netzbetreiber angemeldet und von der Kommission unter Kartellrechtlichen Gesichtspunkten bewilligt.

Eine gute Zusammenfassung liefert auch die Einschätzung des „Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit“ zu TrustPID bzw. bei Netzpolitik.org.

Eine Kurzanleitung, wie man der Teilnahme an TrustPID widersprechen kann, findet sich im Blog von Mike Kuketz.

TrustPID sammelt Daten von Nutzer*innen zur besseren Auswertung

Wie steht WEtell zu TrustPID?

WEtell steht für Datenschutz. TrustPID soll, nach allem, was uns bisher bekannt ist, eine besonders umfassende Form des Trackings werden. Auch ohne die kompletten Details der technischen Implementierung zu kennen, scheint das Ziel klar: Daten sammeln und an Werbetreibende verkaufen.

Bedenken haben wir dabei an vielen Stellen: Sind sich Nutzer*innen bei der Einwilligung wirklich der Tragweite der Entscheidung bewusst? Können die gesammelten „pseudonymisierten“ Daten nicht mit Logindaten verknüpft und dadurch personalisiert werden? Wie einfach und dauerhaft kann man dem Tracking widersprechen?

Derartige Fragen in Kombination mit der Tatsache, dass den Netzbetreibern eine technische Umsetzung möglich, die prinzipiell jede*n betreffen wird, stellt TrustPID aus Sicht von WEtell eine Gefahr für die Privatsphäre dar.

Wie geht WEtell in Sachen TrustPID vor?

Datenschutz und Transparenz sind zentrale Anliegen von WEtell. Wir werden also nicht nur beobachten und hoffen, dass sich der Datenschutz durchsetzt.
Wir werden aktiv:
Wir sind bzw. gehen in Kontakt mit Datenschutzexpert*innen, mit der Vodafone als unserem Netzbetreiber und auch mit den relevanten Aufsichtsbehören. Weiterhin werden wir auf dieser Seite immer wieder Updates zum aktuellen Stand geben.

Infos weiterer Organisationen

Eine gute Zusammenfassung der aktuellen Situation liefert der „Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationssicherheit“.
Zweifel an der Übereinstimmung von TrustPID mit den hohen Datenschutzbestrebungen der EU nennt u.a. die Europäische Verbraucherschutzzentrale BEUC.

Abschließend beurteilt werden kann TrustPID erst, wenn weitere Details der Umsetzungspläne offenlegen. Z.B. ist nicht klar, wie genau die Einwilligung der Nutzer*innen für solch umfassendes Tracking umgesetzt werden soll. Weiterhin sind wichtige Bereiche, wie beispielsweise die Datenlöschung, Speicherung, etc. bisher unklar gelöst.

In den USA wurde dem Telekommunikationsanbieter Verizon von der Federal Communications Commission (FCC) für ein umfassendes Tracking-System mit einem Bußgeld belegt. Sollte sich TrustPID als vergleichbare Methode herausstellen, scheint es unwahrscheinlich, dass die Aufsichtsbehörden in Deutschland dieses Verfahren akzeptieren werden.

„Am Ende des Tages geht es bei TrustPid doch ausschließlich darum einer Person eine eindeutige Kennung für die Erstellung eines Profils für Werbezwecke zu verpassen. Im Vergleich zu Cookie-basiertem Webtracking finde ich das noch deutlich bedenklicher, da beim Cookie-basiertem Webtracking der Nutzer selbstbestimmt alle Cookies von seinem Endgerät löschen kann. Gerade dies ist bei TrustPid ja offenbar nicht möglich. Man bekommt und behält die Kennung, egal, ob man sie will oder nicht. Einen Überblick darüber, welche Datenbestände sich Werbeunternehmen damit aufbauen, hat man in keinster Weise.“