Spotlight: SuperCoop

SuperCoop – Mitmachsupermarkt in Berlin

Basisdemokratie. Genossenschaften bieten genau das und geben uns Mitbestimmungsrechte. Es gibt viele Bereichen in denen Genossenschaften funktionieren – Energie, Bankenwesen und mittlerweile auch Lebensmittelbeschaffung. Und so ein Beispiel wollen wir dir heute vorstellen: SuperCoop.
SuperCoop in Berlin ist ein kooperativer Supermarkt, der eine breite Palette frischer, biologischer und regionaler Produkte anbiete. Gleichzeitig werden auch die Produzent*innen und Lieferant*innen fair zu bezahlt. Von Mitgliedern verwaltet und organisiert, bietet SuperCoop beste Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen. Mitgründerin Johanna Kühner hat sich auf unsere Einladung hin ins Spotlight gesetzt.

Von der Wurzel bis zum Teller

Johanna Kühner, Finanzierung, PR & Ladenbau

„Warum machen sich so wenige Unternehmen das Erreichen von ökologischen und sozialen Zielen zur Hauptaufgabe?“ Diese Frage hat sich Johanna Kühner bereits am Ende ihrer Schulzeit gestellt. Um eine Antwort zu finden, ist die darum voll ins Thema Sozialunternehmertum eingetaucht, hat beim Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland mitgearbeitet und SuperCoop mitgegründet. An SuperCoop als Genossenschaft begeistert sie vor allem, dass die Mitglieder im Mittelpunkt stehen und nicht eine kleine Gruppe Gesellschafter. Das Unternehmen dient per Definition denen, die es nutzen. Alle machen mit, alle profitieren.
Genossenschaften bieten uns ein alternatives Wirtschaftsmodell, bei dem alle Mitglieder gleichermaßen teilhaben und das Gemeinwohl über individuellen Profiten steht. Damit wir dieses Potenzial auch für eine digitale Wirtschaft optimal nutzen können, hat Johanna mit anderen Mitstreiter*innen die Initiative #GenoDigital ins Leben gerufen, die sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzt.

Revolution im Einkaufswagen

Die Idee mag radikal klingen, ist aber bei weitem nicht neu. Vor 50 Jahren wurde „Park Slope Food Coop “ in New York von 10 Freunden gegründet. Heute hat die Kooperative ca. 17.000 Mitglieder und einen Umsatz von knapp 70 Millionen Dollar im Jahr. Die Kooperative „La Louve “ In Paris, 2017 eröffnet, hat bereits 7.700 Mitglieder.
Das Konzept ist grob das Gleiche: Eine starke Gemeinschaft, die sich die Arbeit aufteilt, um bessere Produkte für einen fairen Preis kaufen zu können. Mitmach-Supermärkte bieten eine einmalige Möglichkeit basis-demokratisch über das zu entscheiden, was wir tagtäglich zu uns nehmen.
Wohnst du in Berlin? Dann schau doch mal bei SuperCoop an einem Tag der offenen Tür, oder einem der anderen Events vorbei.

Hallo Johanna,
schön, dass du dich ins Spotlight bei uns setzt.
Du hast die SuperCoop mitgegründet nach internationalem Vorbild.
Hol uns doch mal ganz von vorne ab, worum es dabei eigentlich geht.

Ich freue mich über die Kooperation mit euch!
Auf dem Prinzip der Zusammenarbeit basiert auch unser genossenschaftlicher Supermarkt. Alle, die dort einkaufen, sind Mitglieder der Genossenschaft und damit Miteigentümer*innen. Alle tragen mit 3 Stunden im Monat dazu bei, dass unser Supermarkt funktioniert. Die Aufgaben sind dabei ganz unterschiedlich und reichen von Kassieren, Waren einräumen, Saubermachen über Buchhaltung und IT, bis zum Betreiben unserer Social Media Kanäle.
Unser Ziel ist es, zum einen regionale Erzeugerinnen und Lieferanten durch faire Preise und partnerschaftliche Zusammenarbeit zu stärken. Zum anderen können wir durch die Mitarbeit aller einen niedrigen, transparenten Aufschlag ermöglichen und so gute Produkte zu erschwinglichen Preisen anbieten.
Inspiriert haben uns die Beispiele aus New York (17.000 Mitglieder) und Paris (7.700 Mitglieder). Bei uns sind mittlerweile rund 1.400 Mitglieder dabei und in Deutschland entstehen immer mehr Mitmach-Supermärkte, wie z.B. auch der Food Hub in München mit über 2.000 Mitgliedern.
Anmerkung WEtell: Auch Menschen in Kölln und Hamburg haben die Möglichkeit sich bei einem Mitmach-Supermarkt zu engagieren.

Was hat euch/dich dazu getrieben diesen Schritt zu gehen? Gab es besonders große Hürden, die ihr nehmen musstet?

Die Beispiele aus anderen Ländern haben uns gezeigt, dass Lebensmittelhandel auch anders geht und gehen muss, wenn wir gleichzeitig regionale Wertschöpfungsketten stärken wollen und eine gute, gesunde Ernährung für mehr Menschen zugänglich sein soll. Das treibt uns bis heute an. Es gibt dabei viele Herausforderungen: In der Gründungszeit mussten wir gleichzeitig Menschen und Kapital mobilisieren und eine geeignete Fläche finden, was in den Großstädten mit steigenden Mieten keine leichte Aufgabe ist. Auch die Rahmenbedingungen sind oft eine Hürde: In Deutschland gibt es eine extreme Marktmacht im Lebensmitteleinzelhandel, wodurch ein großer Preisdruck und eine hohe Intransparenz entsteht, wo das Geld hinfließt, dass wir an der Kasse oder auch bei Bestelldiensten ausgeben. Inmitten der Entwicklung von Entfremdung von Stadt und Land und einer wachsenden Anonymität in der Großstadt wollen wir uns für mehr Zusammenhalt stark machen und zeigen, dass wir als Gemeinschaft mehr bewegen können als alleine.

Frisch, Regional, faire Preise – Supercoup bedient sich regionaler Lieferketten

Die Corona-Pandemie hat vieles verändert. Am 07.10.2020 habt ihr die Genossenschaft gegründet. Hat euch Corona stark nach hinten geworfen, oder konntet ihr euren Zeitplan halbwegs einhalten?

Da SuperCoop mitten in der Pandemie entstanden ist, ist das schwer zu sagen. Wir haben viele Meetings online gemacht und ich hatte das Gefühl, dass durch die Pandemie auch das Bedürfnis nach Zusammenhalt gestiegen ist. Wir haben gemerkt, dass wir einander brauchen und lokale Lieferketten sowie eine starke Nachbarschaft uns in Krisenzeiten hilft. Für uns als Lebensmittelhandel stand zum Glück immer fest, dass wir unsere Coop eröffnen können – auch wenn wir erstmal keine größeren Veranstaltungen organisieren konnten.

Wohin geht die Reise für die SuperCoop?
Expansion und Weltdominanz?

Mittlerweile haben wir ca. 1.400 Mitglieder! Sehr viele davon haben sich auch beim Ausbau unserer Ladenfläche eingebracht. Finanziell, aber auch mit Arbeitskraft beim Renovieren und Regale aufbauen.
Wir wollen weiterwachsen, weil wir von der Idee des gemeinschaftlichen fairen Handel(n)s überzeugt sind. Dabei geht es zum einen darum, dass wir uns wirtschaftlich stabil aufstellen: Dafür brauchen wir noch mehr Mitglieder , die mitmachen und einkaufen kommen. Auch als Fördermitglied kann man finanziell unterstützen.
Zum anderen wollen wir nicht unbedingt als SuperCoop expandieren, sondern die generelle Idee verbreiten und andere an unseren Erfahrungen teilhaben lassen!

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Von, für Mitglieder – SuperCoop lädt jeden ein Mitglied zu werden und sich einzubringen

Jeden ersten Samstag habt ihr einen Tag der offenen Tür. Was passiert da genau und wer darf da kommen?

Zum Tag der offenen Tür sind alle herzlich zum Einkaufen und Austauschen eingeladen! Meistens gibt es auch einen Stand von einem unserer Lieferanten, um die Menschen und Produkte besser kennenzulernen und zu verkosten. Unsere Mitglieder organisieren auch tolle Veranstaltungen, wie unser Frühlingsfest und unseren Wintermarkt, zu denen auch Nichtmitglieder eingeladen sind.
Außerdem gibt es einmal pro Woche Willkommenstreffen, bei denen sich Interessierte informieren können. Wenn man sich fürs Mitmachen entscheidet, zählt das auch gleich als erste beigetragene Schicht.

Mitglieder sollen bei euch 3 Stunden pro Monat arbeiten. Das ist ja überschaubar. Wie stehts mit anderen Rechten und Pflichten bei SuperCoop?
Was kommt auf Mitglieder so zu?

Als Mitglied der Genossenschaft ist man Miteigentümer*in des Supermarkts. Deshalb entscheiden wir auch gemeinsam über wichtige Regelungen. Beispiele dafür sind die Einführung einer Entlastung für Alleinerziehende oder das Partner-Schicht-Modell, bei dem man sich die Schichten mit einer anderen Person teilen kann.
Wir freuen uns immer, wenn viele Mitglieder zu unseren Versammlungen kommen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen und sich in AGs einbringen. Es gibt sehr viele Mitglieder, die sich weit über die 3 Stunden im Monat engagieren. Das ist oft sehr abhängig von der aktuellen Lebenssituation und es gibt auch Ausnahmeregelungen, die von der Schicht befreien. Gesundheitliche Gründe, Elternzeit oder ein Alter über 70. Viele helfen dennoch gerne mit!

Mal richtig schön ins Blaue geträumt: Wo siehst du SuperCoop in 5-10 Jahren? Welchen Meilenstein würdest du dir gerne selbst erfüllen?

Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Menschen mitmachen, wir mit noch mehr tollen Lieferanten zusammenarbeiten, neue Mitmach-Supermärkte in anderen Städten entstehen und wir ein starkes Zeichen setzen, was wir aus der Zivilgesellschaft heraus bewegen können. Dafür müssen wir uns nicht nur sozial und ökologisch, sondern auch trotz aller Krisen und gestiegener Kosten wirtschaftlich nachhaltig aufstellen.
Besonders wünsche ich mir, dass SuperCoop zu einem Ort wird, an dem Mitglieder nicht nur einkaufen, sondern auch eigene Ideen, Veranstaltungen und Bildungsprojekte rund um nachhaltige Ernährung und gesellschaftlichen Zusammenhalt umsetzen können.

Frei von der Leber weg. Was möchtest du noch loswerden? Philosophisches, Weltschmerz, alles ist erlaubt.

Der Weltschmerz ist groß, aber unsere Mitglieder zeigen jeden Tag aufs Neue, dass es Menschen gibt, die sich engagieren. Gemeinsames Handeln macht Hoffnung und Mut!

Vielen lieben Dank dir Johanna. Und liebe Grüße an alle SuperCoop Mitglieder.

Für alle die mehr erfahren wollen gibt es jede Menge Events, auf denen du mehr über SuperCoop erfahren kannst. Schau doch einfach mal hier rein.