Spotlight: Sirplus

Lebensmittelrettung leicht gemacht

10% der deutschen CO2 Emissionen entstehen, wenn Lebensmittel hergestellt werden, die wir dann ungenutzt wegwerfen. Krass oder!? Viele von den Produkten sind noch tippi-toppi in Ordnung, insbesondere noch essbar, jedoch ist die Packung veraltet, die Palette wurde nicht abgeholt oder der Abstand zum Mindesthaltbarkeitsdatum ist zu kurz.

So kommt einiges zusammen, nämlich 18 Millionen Tonnen pro Jahr – umgerechnet eine volle LKW-Ladung pro Minute. Das Jungunternehmen Sirplus kauft diese ungewollten, aber noch bestens schmeckenden Lebensmittel direkt von Erzeuger*innen, Produzent*innen und Großhändler*innen, verpackt sie in Boxen, die man einzeln oder auch im Abo kaufen kann. Gleichzeitig gibt’s auch einen Online-Shop bei dem lecker-schmecker Produkte gekauft werden können – und klimaneutral zu dir nach Hause geschickt werden.

Lebensmittelrettung im Abo

sirplus im interview, food saving

Raphael Fellmer, Gründer

Raphael Fellmer hat Sirplus gegründet. Er hat von von 2010 bis 2015 komplett ohne Geld gelebt, hat 2009 die foodsharing Initiative aufgebaut und 2017 Sirplus gegründet.
Mit beiden Projekten rettet Raphael und sein Team Lebensmittel und steigert die Wertschätzung, die wir unseren Lebensmitteln entgegenbringen. Dabei steht der Mensch im Vordergrund, denn wir alle sind Teil des Problems und der Lösung zugleich.

Vom Geldstreiker zum Geschäftsführer. Für Raphael sind das keine Gegensätze, sondern einfach nur zwei Seiten der gleichen Münze. Warum du diese besser 2-mal umdrehen solltest, und zwar vor jeder Kaufentscheidung. Das erfährst du, wenn du weiterliest.

Sirplus – Auf den Tisch statt in den Container

MHD – So wie wir als Gesellschaft mit Lebensmitteln umgehen, scheint das für Müllhaldendatum zu stehen. Das Greenpace Magazin hat festgestellt, dass Lebensmittel weit darüber hinaus noch genießbar sind. Käse bis zu 56 Tage, Räucher-Tofu bis zu 152 Tage und Joghurt sage und schreibe bis zu 270 Tage.
Wo es sonst: „Überproduziert und weggeworfen“ heißt, so heißt es bei Sirplus stattdessen: „Bestellt, abgeholt und verschickt“. Damit wird für den Teller produzieren und nicht für den Müll, denn das ist echt für die Tonne!

 

Hallo Raphael, vielen Dank für deine Zeit.
Du hattest ein sehr interessantes Leben bis jetzt, hast 5 Jahre im Geldstreik gelebt, also komplett ohne Geld, hast die foodsharing Community ins Leben gerufen und Sirplus gegründet. Was treibt dich an und welche Träume hast du noch?

Meine Vision ist eine Welt, in der alle genügend zu Essen haben und in der jeder Mensch Teil einer besseren, nachhaltigeren, enkeltauglicheren Welt wird. Das ist bei foodsharing mein Antrieb gewesen und so treib ich das auch mit Sirplus weiter.
 

Beeindruckend, wie viele Schritte du schon gegangen bist, um Nachhaltigkeit zu fördern! Den Klimawandel werden wir durch den Kauf von geretteten Lebensmitteln alleine wohl nicht stoppen können, aber warum ist es trotzdem wichtig, dass es Sirplus gibt?

Den Klimawandel müssen wir auf vielen Ebenen bekämpfen. Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie sollte möglichst pflanzlich sein. Da 10% aller Treibhausgase durch Lebensmittelverschwendung entstehen ist es superwichtig, dass wir genau diese reduzieren. Das Gute ist, dass hier jeder bei sich selbst im Kleinen anfangen kann. Darum müssen wir den Sinneswandel durch das Bewusstsein vorantreiben, dass Lebensmittelverschwendung ein Problem ist und wir alle Teil des Problems sind. Wir sind natürlich auch alle Teil der Lösung und können die Lebensmittel die wir kaufen mehr schätzen und achtsamer damit umgehen. Mit Sirplus kann man ganz bequem von zuhause gerettete Lebensmittel retten. Das ist ein guter erster Schritt😊
 

Lecker und nachhaltig, Sirplus Snackbox
 

Spannend zu hören an welchen Stellschrauben du schon drehst, um die Dinge zu verändern. Auf dem Markt gibt es trotzdem Giganten, wie z.B. Facebook, Google, Amazon und Co. an denen wir fast alle noch hängen. Wo würdest du dir nachhaltige Alternativen wünschen?

Ja, es gibt so viele tolle, nachhaltige Startups. Ich würde mir wünschen, dass sich jeder Mensch, wen man an der Kasse steht oder am Check-Out steht einfach die Frage stellt: Welches Produkt kauf ich ein? In welchem Online Shop? Steh ich dahinter, wofür dieser Shop steht? Es gibt mittlerweile viele tolle Alternativen zu den 3 genannten, Sirplus ist eine davon. Diese Alternativen zu unterstützen ist super einfach, indem man dort konsumiert. Als Konsument*innen haben wir durch unseren Konsum eine große Macht, derer wir uns besser bewusst sein wollten.
 

Du bist jetzt schon ne Weile im Nachhaltigkeitsbusiness und kennst dich bestens aus. Wenn du dir den aktuellen Markt anschaust, was stimmt dich daran positiv, bzw. gibt es da auch „nachhaltige Trends“ von denen du nicht so überzeugt bist?

Was mich am positivsten stimmt, ist dass die Greta Thunberg es geschafft hat innerhalb von nur 2 Jahren die größte Umweltbewegung auf die Beine zu stellen, oder besser auf die Straße zu kriegen. Auch wenn es quasi schon 3 vor 12 ist und wir sehr weit entfernt sind das 1,5 Grad Ziel zu erreichen, sehe ich auf der anderen Seite ein wachsendes Bewusstsein für das Problem des Klimawandels bei sehr vielen Leuten, auch in Führungsetagen. Es fehlt zwar noch sehr viel Handeln, aber das Bewusstsein und die Grundlage für den Wandel und eine Transformation in eine enkeltaugliche Zukunft sind da. Negativ finde ich, dass es zu lange dauert und doch muss man auch hier sehen, dass noch vor 10 Jahren vegane Ernährung oder Klimawandel eigentlich kein Thema war. Heute findet man diese Themen überall, in Filmen, in Startups, in Bewegungen, immer mehr Firmen committen sich zu dem Thema.
 

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Vegan, Veggie, Bio – alle dabei!
 

In deiner Nachhaltigkeits-Journey mit Sir Plus, gab’s bestimmt richtig schöne Glücksmomente. Was waren deine persönlichen Highlights?

Da kann ich mit Abstand unsere Kinder erwähnen. Auch die Geburten. Wir können daran teilhaben und zusehen, wie sie groß werden und aufwachsen. Auch die Beziehung mit meiner Frau macht mich sehr glücklich und dankbar. Die Familie zu erleben und zu teilen, das sind die besten Momente. Und aber auch zusammen zu reisen, die schönen Momente mit Tieren und in der Natur.
 

Vom Geldstreiker zum Geschäftsführer. Das fühlt sich wie ein harter Schnitt an. Hast du dich jemals gefragt, wie du in diese Situation gekommen bist? Und wünschst du dir manchmal ein einfacheres Leben?

Also, ich habe mich immer bewusst für den Geldstreik oder meine Rolle als Geschäftsführer entschieden. Den Geldstreik habe ich auch ganz bewusst beendet. Nachdem ich 5 Jahre lang auf ein Problem aufmerksam gemacht habe und ein Bewusstsein geschaffen habe. Jetzt mache ich das Gleiche nur als Geschäftsführer. Das ist einfach eine andere Strategie. Ich möchte Menschen Mut machen etwas zu unternehmen, bewusster zu leben, Wandel zu leben und allen zugänglich zu machen. Ein einfaches Leben? Eigentlich find ich Herausforderungen schon spannend und meistere diese auch gerne. Das Leben im Geldstreik war auch nicht immer einfach. Ich steh auf Challenges und als Menschheit stehen wir vor der Riesenchallenge unser größtes Debakel, den Klimawandel, wieder glatt zu bügeln und dadurch auch zusammen zu wachsen.
 
 

Vielen lieben Dank Raphael für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze Sirplus Team!