Spotlight: Regionalwert AG

Regionalwert AG Freiburg – Nachhaltige Zukunft als Dividende

Aktiengesellschaften – groß, unbeweglich, anonyme Lieferketten. Diese Vorurteile treffen auf die Regionalwert AG aus Freiburg sicherlich nicht zu. Hier werden regionale Betriebe auf kurzem Dienstweg miteinander verbunden um einen Mehrwert zu schaffen. Erzeugnisse direkt auf den Teller oder in die Biokiste. Rendite drückt man hier nicht in % aus, sondern so: “Eine zukunftsfähige Land- und Ernährungswirtschaft, Ausbildung und Arbeitsplätze, Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit.“ Renditegesteuert zu sein, war noch nie so geerdet und nachhaltig. Vom 01. November bis Ende Dezember 2022 werden neue Bürgeraktien herausgegeben. Logisch, dass wir Vorstand Andreas ins Spotlight gebeten haben.

Wir machen euch den Hof

Dr. Andreas Heck, Vorstand

Während in der Bankenwelt VIP für Vorstand in Panik steht, gelten bei der Regionalwert AG flache Hierarchien und Kommunikation auf Augenhöhe. Andreas ist promovierter Volkswirt und hat den Hang zur Selbständigkeit aus dem elterlichen Metzgereibetrieb mitbekommen. „Ich sieze keine Mitarbeiter*innen und möchte selbst nicht gesiezt werden. Ich bin offen und ehrlich und arbeite auf Vertrauensbasis.“
Musikalisch hört er einen wilden Mix, von Party mit den „Atzen“, Festival mit „Bring me the Horizon“, zu „Rammstein“, „Die Ärzte“ und vielen anderen. Seine Vorliebe für schöne Möbel wird nur noch von der Lust nach Schokolade übertroffen. Ein Vorstand ganz nach New Economy.

Eine Region, eine Bürgeraktie

Die Regionalwert AG beruht auf dem Konzept, regionale Betriebe zu nachhaltigerem Handeln und Menschen zu bewussterem Konsum anzuregen. Und dieses Konzept geht auf. Derzeit gibt es 9 Regionalwert AGs und weitere 3 Gründungsinitiativen. Die Regionalwert AG Freiburg ist die erste und mit 1060 Aktionär*innen und einem Investitionskapital von 4.731.500 Euro auch die Größte.

 

Hallo Andreas, vielen lieben Dank für deine Zeit.
Seit 2006 gibt es die Regionalwert AG. Die Begriffe „Regionalwert“ und „AG“ passen für mich nicht gut zusammen. Was ist dabei der Grundgedanke? Und was sind regionale Wertschöpfungsräume?

Ganz im Gegenteil: Die Begriffe Regionalwert und AG passen außerordentlich gut zueinander. Die AG ist schon immer eine wirtschaftliche Form, mit der neue und risikoreiche Projekte gemeinsam gestemmt werden können. Und: Wirtschaften findet schon immer in regionalen Zusammenhängen statt und nicht nur auf anonymen Weltmärkten. Das wird gerne vergessen, wenn wir über „die“ Wirtschaft sprechen. Durch die Kooperation in regionalen Wertschöpfungsräumen werden Mehrwerte möglich, die über die Wertschöpfung einzelner Akteure hinausgehen können – sozial, ökologisch, ökonomisch. Das nennen wir dann Kooperationsrente. Einfach gesagt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das überlassen wir jedoch nicht dem Zufall. Die Regionalwert AG organisiert die Kooperation von Betrieben der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft, von Bürger*innen und weiterer Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stärken die Zusammenarbeit und schaffen dadurch resiliente und innovative Wertschöpfungsräume.

Bei der Bürgeraktie geht es nicht um finanzielle Dividende oder spekulativen Handel, sondern um eine soziale und regionale Dividende. Dafür haben Anleger kein spekulatives Risiko.
Wird damit die Idee einer AG komplett ad absurdum geführt, oder wird sie damit ihrem eigentlichen Zweck nach verwendet?

Die Idee der AG war nie und ist nicht der spekulative Handel und Gewinnmaximierung. Sinn und Zweck ist es, neue und risikoreiche Projekte gemeinsam zu stemmen. Das Risiko wird verteilt auf viele Anteilseigner*innen. Die Aktionär*innen erhalten dafür – wenn es gut läuft – eine Rendite. Wenn es schlecht läuft, dann verlieren sie ihren Einsatz. Das gilt auch für die Bürgeraktie. Im kurzsichtigen ökonomischen Denken ist die Rendite eine finanzielle Dividende und die Steigerung des Aktienwertes. Hierbei blenden wir gerne die Sicherung einer nachhaltigen Zukunft und den ganzheitlichen Blick auf unsere Gesellschaft und ihre Wirtschaft aus. Die Regionalwert AG blickt dagegen weitsichtig und bezieht soziale, ökologische und ökonomische Leistungen ein. Was heißt das für unsere Aktionäre*innen? Die Rendite sind eine zukunftsfähige Land- und Ernährungswirtschaft, lebenswerte Dörfer und Städte, Wissenserhalt und Innovationskraft, Ausbildung und Arbeitsplätze, Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit. Das schließt eine finanzielle Rendite übrigens nicht aus.

Landwirtschaft der Regionalwert AG

„Vom Feld auf den Teller, oder in die Biokiste.“
Die Regionalwert AG fördert die Zusammenarbeit der Partnerunternehmen und einen wertvollen Austausch der Unternehmen untereinander. Darüber hinaus unternimmt sie auch diverse Forschungsprojekte. Welche sind das und wie zahlen diese auf den Mehrwert der Regionalwert AG ein?

In den vergangenen Jahren haben wir uns stark in unseren Forschungsprojekten rund um „Richtig rechnen“ engagiert, zuletzt im Projekt Quarta Vista gemeinsam mit SAP. Das ist für uns als kleine Bürgeraktiengesellschaft ein organisatorischer und finanzieller Kraftakt gewesen, der jedoch unheimlich wichtig war. Schließlich wollen wir nicht nur die Symptome einer nicht nachhaltigen Wirtschaft behandeln, sondern an deren Wurzeln ran. Unsere Agenda: wir verändern die Art und Weise betrieblicher Rechnungslegung, indem wir zeigen, wie soziale, ökologische und regionalökonomische Leistungen (und: Nicht-Leistungen!) in die gewöhnliche Rechnungslegung der Unternehmen integriert werden können. Nicht nachhaltig wirtschaftende Unternehmen wären so auch wirtschaftlich schlechter gestellt, nachhaltig wirtschaftende Unternehmen besser. Zukünftig wird unser Tochterunternehmen Regionalwert Research gGmbH noch mehr und vor allem bundesweit Druck auf unsere Themen bringen.

Wir leben in bewegten Zeiten und gerade jetzt wird uns die weltweite Verkettung unserer Wirtschaft an mehreren Stellen schmerzhaft klar.
Bioprodukte scheinen hier durchwegs resilienter zu sein.
Wie können regionale und transparente Lieferkette diese Resilienz noch weiter fördern im Gegensatz zu herkömmlichen anonymen Lieferketten?

Die Frage ist nicht einfach und nicht pauschal zu beantworten. Grundsätzlich sind es nicht die Produkte, die ein Netzwerk, eine Region oder einen Wertschöpfungsraum resilient machen. Es sind die Beziehungen der Akteure zueinander. Entscheidend sind starke, belastbare und verlässliche Partnerschaften – vor allem dann, wenn es darauf ankommt. Anonyme Lieferketten schaffen weder Resilienz noch Innovation. Für die Zukunft gilt es, die Angebote und Möglichkeiten des Austausches im Netzwerk weiterzuentwickeln und zu fördern. Das ist immer regional begrenzt und regional unterschiedlich. Genau aus diesem Grund gibt es mittlerweile neun Regionalwert AG s im deutschsprachigen Raum, die das für ihre Region bestmöglich übernehmen.

HTML-Seminar Logo

Das Adelshaus in Freiburg – auch ein Teil der Regionalwert AG

Wo geht die Reise hin und warum sollen wir da mit?
Anfang November startet eine neue Aktienausschüttung bis Ende Dezember.
Zeit die Werbetrommel zu rühren und den Menschen zu erklären, warum sie auch zeichnen sollten.

Wir haben aktuell knapp 1060 Aktionär*innen aus der Region, die insgesamt 4.731.500 Euro investiert haben. Das genügt noch lange nicht! Erstens wollen wir so viele Bürger*innen erreichen wie möglich, um gemeinsam unsere Zukunft zu gestalten. D.h. Nicht nur Aktien zeichnen, sondern Mitmachen und Verantwortung übernehmen – z.B. auf unserer jährlichen Hauptversammlung. Zweitens: Wir brauchen deutlich mehr Kapital, um vielfältige und innovative Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft zu unterstützen. Der Bedarf ist groß und wird die kommenden Jahre noch größer werden. Drittens: Gemeinsam gestalten wir unsere Region und nehmen es selbst in die Hand. Das braucht mutige Aktionär*innen, Know How und Wissensaustausch auf allen Ebenen. Dafür geben wir bis zum 31.12.2022 insgesamt 1.599 neue Aktien aus. Damit bauen wir unser Netzwerk an Betrieben aus und geben jungen Betrieben Starthilfe für eine positive Zukunftsgestaltung. Wo sonst kann man in die Region investieren und so nah an den Themen unserer regionalen Zukunft mitgestalten?

Was waren Meilensteine welche die Regionalwert bereits erreicht hat und wovon träumt ihr in der Zukunft.

Es gibt mittlerweile neun Regionalwert AGs und weitere drei Gründungsinitiativen! Das ist aus Freiburg entstanden und davon war 2006 zu Beginn des Experiments nicht zu träumen. Mit über 200 Partnerbetrieben und über 5.000 Aktionär*innen ist eine richtige Regionalwert Bewegung entstanden. Was kommt nun? Im Grunde wachsen wir gerade aus der Pionierphase heraus. Wir haben viel gelernt, viele Rückschläge verkraftet und einige Fortschritte erzielt. Die Regionalwert AG Freiburg wird in 5 Jahren über 10 Mio. Euro Kapital haben, wir werden lebhafte Diskussionen im Netzwerk und mit unseren Aktionär*innen haben, wir werden eine kleine und vielfältige Landwirtschaft in der Region erhalten und aufbauen und Innovationstreiber für zukünftige Betriebskonzepte in der ganzen Wertschöpfungskette sein. Wir werden Partnerschaften mit einer Vielzahl von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen haben, die gemeinsam mit uns unsere Region gestalten – dazu gehört auch die Telekommunikationsbranche (-;

 

Vielen lieben Dank Andreas für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze Regionalwert Team!

Die Bürgeraktie

Vom 01. November bis Ende Dezember 2022 gibt die Regionalwert AG neue Bürgeraktien heraus.
Wer in eine nachhaltige Zukunft investieren will, hat hiermit die Gelegenheit regional einen großen Impact zu schaffen.

Zur Bürgeraktie