Spotlight: iFixit

iFixit – Kaputt muss nicht das Ende sein

„Wenn du es nicht reparieren kannst, dann gehört es dir nicht.“ So steht es im Reparaturmanifest von iFixit. Vor über 20 Jahren haben 2 Studenten in den USA versucht ein iBook von Apple zu reparieren. Was als Notfall-Reparaturprojekt begann, wuchs zu einer Mission: Reparaturen für alle zugänglich machen.
Mittlerweile stellt iFixit ca. 100.000 kostenlose Anleitungen zur Verfügung. Dahinter steht eine aktive Community mit 3 Millionen Mitgliedern, die sich gegenseitig bei Reparaturen und Fragen unterstützen. Ersatzteile sowie Werkzeuge kannst du übrigens ebenfalls über iFixit beziehen. Schau am Ende des Interviews nach dem Rabattcode für 10% Rabatt auf Werkzeugsets.
iFixit ist all-in, wo viele Hersteller all-out sind. Nämlich deinem Gerät ein möglichst langes Leben zu ermöglichen. Darüber müssen wir dringend mehr erfahren und darum haben wir Manuel Häußermann ins WEtell Spotlight eingeladen.

Reparaturen für alle

Manuel Häußermann, Tech Writing & Marketing

Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium ist Manuel zunächst in der Wissenschaftskommunikation gelandet. Komplexe Zusammenhänge möglichst einfach herunterzubrechen und dadurch verständlich zu machen, ist genau sein Ding. Bei iFixit zeigt er, was sich hinter den Bildschirmen verbirgt und beweist, dass Reparaturen kein Hexenwerk sind.
Als Symboltier für iFixit hat er sich das Axolotl ausgesucht. Diese Tiere besitzen die bemerkenswerte Fähigkeit, verlorene oder beschädigte Körperteile vollständig zu regenerieren. Ein Reparatur-Wunderwerk der Natur. Und niedlich sieht es auch noch aus.

Reparieren ist besser als recyclen

Mit iFixit zeigt ihr bedeutende Missstände auf. Wir produzieren zu viel Elektroschott, den man vermeiden könnte. Schön, dass iFixit uns auch zeigt, was wir dagegen tun können.
iFixit ist gleich an mehreren europäischen Initiativen beteiligt, die sich für eine nachhaltigere Nutzung von Rohstoffen und elektronischen Geräten einsetzen. Zum Beispiel dem Right to Repair Europa. Im Rahmen dieses Engagements waren sie bereits an mehreren EU-Projekten beteiligt. Bei sustainablySMART und PROMPT ging es um die Auswertung von Kriterien der Reparierbarkeit, während CloseWEEE den Aspekt des Recyclings in den Fokus nahm. Ein Ergebnis dieser Arbeit war das Recycler Information Center, das Informationen zur Verfügung stellt, die das Auseinandernehmen elektronischer Geräte in Recyclingzentren sicherer und schneller machen sollen.
Ein krasses Engagement. Na, dann mal los mit dem Interview.

Hallo Manuel,
iFixit ist ja ein Name, der ziemlich selbsterklärend ist. Aber mal in deinen eigenen Worten. Worum geht es denn bei iFixit?

iFixit hat einen simplen Ursprung: 2003, ein kaputtes iBook, keine Anleitung in Sicht. Luke Soules und Kyle Wiens, die Gründer von iFixit, mussten damals in ihrem College-Wohnheim kreativ werden. Was als Notfall-Reparaturprojekt begann, wuchs zu einer Mission: Reparaturen für alle zugänglich machen.
Jetzt, über zwei Jahrzehnte später, ist iFixit die wichtigste Anlaufstation für DIY-Reparaturen geworden. Auf unserer Plattform finden sich über 100.000 kostenlose Anleitungen, die helfen, alles von deinem Smartphone bis zur Spielkonsole selbst zu reparieren. Unsere Community wächst täglich, unterstützt durch Ersatzteile sowie Werkzeuge, die wir selbst herstellen – natürlich mit lebenslanger Garantie.
Von zwei Tüftlern in einem Wohnheim zu der größten Reparatur-Community der Welt – iFixit ist da, um zu helfen. Lasst uns gemeinsam weniger wegwerfen und mehr reparieren.

Das Recht auf Reparatur ist zentrales Thema bei iFixit.
Ein Teil davon ist Aufklärung über Konstruktionsfehler und -sünden der Hersteller.

Klar, Reparatur ist unser Ding, und ja, wir machen Fortschritte!
Wir drängen auf das Recht auf Reparatur und machen Werkzeuge, Ersatzteile sowie Anleitungen verfügbar für alle DIY-Fixer da draußen. Daneben arbeiten wir zunehmend auch mit Herstellern wie Google, HMD und Valve zusammen, um DIY-Reparaturlösungen bereitzustellen.
In den USA haben wir Gesetzgeber in Staaten wie New York, Kalifornien und Colorado dazu inspiriert, Gesetze zu erlassen, Reparaturen einfacher und fairer zu machen. Unser Engagement für das Recht auf Reparatur hat zu diesen Durchbrüchen beigetragen.
Aber auch in Europa passiert einiges: Geräte müssen bald so gebaut sein, dass sie leichter zu reparieren sind – dank EU-Ökodesignrichtlinien. Modularer Aufbau und lange Verfügbarkeit von Ersatzteilen? Hoffentlich bald der Standard!
Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Hersteller kommen langsam aber sicher auf den DIY-Zug auf. Das bedeutet Geräte, die länger halten und auch von Nutzer*innen repariert werden können. Mehr Reparaturen, weniger (E-)Müll – es gibt durchaus Gründe optimistisch zu sein!

Viele Menschen fordern mittlerweile das „Recht auf Reparieren.“

Ihr führt mittlerweile einige Hersteller direkt auf, wie Vaude oder Teenage Engineering. Arbeitet ihr direkt mit Herstellern zusammen, oder kommen die Ersatzteile größtenteils aus dem Sekundärmarkt?

Richtig, wir arbeiten mit einigen Herstellern zusammen, um Original-Ersatzteile zur Verfügung zu stellen, was den Zugang zu Selbstreparaturen vereinfacht. Im Falle einiger Partnerschaften bedeutet das zudem, dass wir bei der Erstellung kostenloser Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Geräte zusammenarbeiten. Leider sind noch nicht alle Geräte-Hersteller engagiert, was das Thema Reparatur angeht, aber wir freuen uns natürlich über jede weitere Zusammenarbeit.

Nicht alle Reparaturen sind einfach durchzuführen und man kommt nicht immer ohne Lötkolben aus. Richtet sich iFixit nur an Bastler, oder auch an Menschen mit zwei linken Händen?

Bei iFixit glauben wir, dass jeder reparieren kann – egal, ob du ein erfahrener Bastler bist oder dich selbst als jemanden mit „zwei linken Händen“ siehst. Unsere Anleitungen sind für alle gedacht.
Wir haben den Anspruch, Schritt-für-Schritt-Anleitungen so klar und einfach wie möglich zu halten und geben den Schwierigkeitsgrad an, sodass du einschätzen kannst, ob du dir die Reparatur zutraust oder nicht. Solltest du während der Reparatur auf Schwierigkeiten stoßen, steht unsere Community bereit, um dir mit Tipps und Tricks zur Seite zu stehen.
Reparieren ist eine Fähigkeit, die jeder lernen kann, und unser Ziel ist es, allen das nötige Wissen und die Werkzeuge dafür zu liefern.

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Kaputtes Display oder Tastaturwechsel? Bei iFixit findet man Anleitungen für gängige und seltene Reparaturen.

Die iFixit Community ist ziemlich lebendig und wachsam. Wie groß ist sie denn? Wer macht da typischerweise mit?

Unsere iFixit Community ist riesig und weltweit vernetzt, mit Millionen von Nutzer*innen, die leidenschaftlich Anleitungen erstellen, verbessern, übersetzen und in unseren Foren Hilfestellung geben. Alle sind getrieben von dem Ziel, Elektronik länger nutzbar zu halten und Ressourcen zu schonen.
Typische iFixit-Mitglieder sind von der Idee des Selbermachens begeistert. Unsere Community ist divers: Vom Reparatur-Neuling, der zum ersten Mal ein Smartphone repariert, bis zum Techniker mit jahrelanger Erfahrung.
Denn: Bei iFixit kann jeder mitmachen! Ob du Hilfe bei deiner ersten Reparatur suchst oder schon Experte bist und dein Wissen teilen möchtest, hier findest du einen Platz.

Was war die größte Schweinerei, die ihr in eurer Arbeit aufdecken konntet?

Im Verlauf der Zeit haben wir bei unseren Teardowns festgestellt, dass viele Tech-Giganten Produkte herstellen, die sehr aufwändig zu reparieren sind. Apple verwendet zum Beispiel spezielle Pentalobe-Schrauben und reichlich Kleber, um Geräte gegen das Öffnen zu sichern. Außerdem setzt das Unternehmen Software-Sperren ein, die die Funktionalität des Geräts einschränken können, wenn Reparaturen nicht mit autorisierten Ersatzteilen erfolgen.
Diese Strategien sind nicht nur bei Apple zu finden; auch andere Hersteller greifen zu Taktiken, um die Kontrolle über Reparaturen zu behalten. Das verkürzt die Produktlebensdauer künstlich, was wiederum mehr Elektronikmüll verursacht.

Danke dir. Was liegt dir noch so auf der Seele?

Ich denke oft darüber nach, wie sehr unsere moderne Welt von Schnelllebigkeit und Konsum getrieben wird. Es fühlt sich an, als ob wir in einem ständigen Zyklus von Kaufen und Wegwerfen gefangen sind, was nicht nur unsere Ressourcen belastet, sondern auch unsere Beziehung zu den Dingen, die wir besitzen. Allerdings ist es ermutigend zu sehen, dass es auch entschiedene Gegenbewegungen dagegen gibt.

Vielen lieben Dank dir Manuel. Und liebe Grüße an das ganze iFixit Team.

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