Spotlight: Generation Forest

The Generation Forest – Aufforstung mit Generationenvertrag

The Generation Forest! Das ist keine logische Weiterentwicklung von Millennials und Generation Z, zu einer auf den Bäumen wohnenden Bevölkerung à la Planet der Affen. Nein, dabei handelt es sich um eine Genossenschaft, die sich der sinnvollen Aufforstung panamaischer Regenwälder verschrieben hat. Dabei werden in Panama nicht nur Samen in die Erde gestreut und dann für Generationen allein gelassen – nein, hier wird jeder Setzling begleitet, damit er sich bestmöglich entwickelt und dann möglichst viel CO2 binden kann. Ein Tropenbaum braucht nur 20 Jahre um 40 Meter zu wachsen. Unsere heimischen Buchen schaffen in derselben Zeit gerade mal 8 Meter.

Als Genossenschaft verwaltet The Generation Forest mittlerweile 21 Millionen Euro und über 1.000 Hektar Wald – eine Fläche so groß wie 1.400 Fußballfelder. Bei der Aufforstung wird darauf geachtet, dass der Wald, sinnvoll bewirtschaftet wird, ohne Monokulturen und Gesamtrodung. Daraus entsteht Wald, der in Generationen wachsen darf, damit er uns für die nächsten Generationen nutzen kann.

Auf ins Land, in dem es nach Bananen riecht

eine person hält samen in den händen
oliver jacobs geschäftsführer von the generation forest

Oliver Jacobs, Managing Director

Darüber müssen wir unbedingt mehr wissen und haben mit Oliver Jacobs gesprochen. Oliver ist Managing Director von Generation Forest und hat eine interessante Wandlung hinter sich. 20 Jahre hat er verschiedenen Luxusmarken geholfen, ihr Business aufzubauen.

Heute ist der 2-fache Vater mehr an Impact und dem Sinn seiner Arbeit interessiert und versüßt sich den Tag mit Hafermilch-Cappuccino und der gelegentlichen Janoschlektüre. Passend, denn in Panama, dem Land, das nach Bananen riecht, pflanzt The Generation Forest ihre Forstprojekte.

Generationenwälder von Waldmenschen

Aufforstung, Waldpflege und stabile Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden in Panama machen The Generation Forest zu einem rundum nachhaltigen Dienstleister, der nicht nur CO2 kompensiert, sondern sich auch seiner sozialen Verantwortung bewusst ist.

Früher nannte sich The Generation Forest „Waldmenschen“. Wir können verstehen, warum man den Namen geändert hat. Allerdings schwingt hier auch etwas an Einklang mit, zwischen dem Mensch und dem Wald, den wir doch so dringend brauchen.

 

Hallo Oliver, vielen Dank für deine Zeit.
Es ist krass, was ihr mit The Generation Forest bisher alles auf die Beine gestellt habt! Mit welcher Vision seid ihr 2016 losgezogen und wie seid ihr dort gelandet, wo ihr hinwolltet?

Als wir 2016 die Genossenschaft gegründet haben, wollten wir der Welt ein funktionierendes Instrument zur Lösung globaler ökologischer und sozialer Probleme vorstellen. Dabei ging es uns nicht um Schutz von Wäldern allein, es ging uns darum zu beweisen, dass Klimaschutz wirtschaftlich attraktiv sein kann. Wenn wir heute über realistische Klimaschutzkonzepte reden wollen, müssen wir auch die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen, nämlich die der Natur und die der Menschen vor Ort. Wir zeigen das genau das geht: Die Verbindung aus aktivem Umweltschutz und wirtschaftlichem Ertrag. Das Konzept nennt sich Generationenwald und wurde durch unsere Gründer Iliana Armien und Andreas Eke ins Leben gerufen. Sie hatten bereits über 20 Jahre Erfahrung in nachhaltiger Forstwirtschaft und immer den Wunsch, diese natürliche Klimalösung, den Generationenwald, möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Die Genossenschaft dient also dazu, Menschen aus aller Welt in einer globalen Community zu vereinen. Heute sind wir Mitglieder aus 30 Ländern.

Ihr verfolgt mit The Generation Forest einen etwas anderen Ansatz! Was unterscheidet euch von anderen Aufforstern? Was ist ein Generationenwald? Und warum Panama? Habt ihr zu viele Janoschbücher gelesen? 🙂

Das Land das nach Bananen riecht! Ja, wir lieben Janosch! Das wir Panama als Start für unsere Projekte ausgewählt haben, hatte aber einen anderen Grund. Unsere beiden Gründer haben wie gesagt schon über 20 Jahre Erfahrung in der Aufforstung in Panama, sie kennen das Land, die Böden, das Klima, haben viel Erfahrung mit den heimischen Baumarten gesammelt und können so Risiken für die Wälder deutlich reduzieren. Gleichzeitig stehen sie in ständigem Austausch mit der Umweltbehörde Panamas, der lokalen Bevölkerung und den indigenen Bevölkerungsgruppen. Iliana hat zudem selbst miterleben müssen, wie ihr Vater Wälder abgeholzt hat. Sie hat es sich daher gemeinsam mit Andreas zur Lebensaufgabe gemacht, diese wunderschönen Wälder wiederherzustellen und dauerhaft zu schützen. Wir denken, das erfolgreiche Klimaschutzarbeit nicht an den Menschen der Region vorbei betrieben werden kann.

Nur gemeinsam können wir einer globalen Krise wie dem Klimawandel begegnen. Das hat auch viele positive Effekte gegen ländliche Armut und Landflucht, indem wir sichere und langfristige Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig lernen wir voneinander und tauschen Wissen aus. Der wichtigste Aspekt unserer Arbeit ist jedoch, den Menschen vor Ort eine Alternative zu nicht nachhaltiger Landnutzung wie Viehwirtschaft oder Sojaanbau zu bieten. Wir wollen die Menschen vor Ort davon überzeugen, dass sie auch mit Tropenholz Geld verdienen können und gleichzeitig die Umwelt schützen können. So können wir gemeinsam eine Systemverändernde Wirkung erzielen.

Baumpflege wird häufig mit schwerem Gerät durchgeführt. Um dem Wald weniger zu schaden, macht The Generation Forest alles per Hand

Spannend zu hören an welchen Stellschrauben ihr dreht, um was zu verändern. Klimaschutz durch Aufforstung und Handel mit billigen Zertifikaten sind heute alltägliche Dinge. Welche politischen, gesellschaftlichen oder ökonomischen Umstände erschweren es euch eure Mission nach vorne zu treiben?

Noch immer herrscht in der öffentlichen Wahrnehmung dieses ungute Gefühl, das die Ernte von Tropenholz pauschal schlecht für die Umwelt ist. Das trifft aber nur auf nicht nachhaltige Forstwirtschaft zu, zB. den Anbau von Plantagen, sogenannten Monokulturen, die aus schnell wachsenden Bäumen einer einzigen Art wie Teak oder Akazie bestehen. Solche Monokulturen bieten kein Habitat für echte biologische Vielfalt. Zudem werden solche Plantagen meist zu einem bestimmten Zeitpunkt komplett abgeholzt, das ergibt zwar zur Ernte eine ordentliche Rendite, das Ökosystem wird aber komplett vernichtet. Das ist ökologisch und für das Klima natürlich desaströs.

Unsere Generationenwälder bestehen aus verschiedenen Generationen von Bäumen, die Entnahme und der Verkauf finden nur selektiv statt, dh. das Ökosystem bleibt stets intakt. Lücken werden sofort neu bepflanzt. Auf diese Art und Weise erwirtschaften wir einen Ertrag für unsere Mitglieder und verleihen dem Wald einen ökonomischen Wert. Der Grund, warum so viele Wälder vernichtet werden, ist das sie für die Menschen oft gar nicht als wertvoll angesehen werden.

Wenn die Menschen lernen, dass sie auch mit nachhaltig zertifiziertem Holz Geld verdienen können, werden sie Wälder erschaffen und dauerhaft erhalten wollen. Hier muss aber auch ein Umdenken stattfinden bei den Konsumenten, nämlich dass der Kauf nachhaltig zertifizierten Tropenholzes die Wälder schützt und so einen Wert verleiht. Ein weiterer Punkt ist die Annahme, die Wälder würden von alleine wieder wachsen. Wir denken es ist richtig und wichtig, dass die Menschen die Abholzung nicht nur stoppen, sondern die Natur auch wieder aufbauen. Das bedeutet eben auch, diese wundervollen, ökologisch wertvollen, naturnahen Mischwälder wieder aufzuforsten.

Du bist jetzt schon ne Weile im Nachhaltigkeitsbusiness und kennst dich aus. Wenn du dir den aktuellen Markt anschaust, was stimmt dich daran positiv, bzw. gibt es da auch „nachhaltige Trends“ von denen du nicht so überzeugt bist?

Ganz generell kann man sagen, dass wir einen Boom in der Nachhaltigkeitsbranche erleben. Das betrifft Impact Investing ebenso wie Konsum oder den Wandel hin zu einem klimagerechten Wirtschaften. Das ist auch wichtig und richtig so, denn eine ernsthafte Transformation unserer Gesellschaft hin zu einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Gesellschaft kann nur gelingen, wenn wir so viele Menschen wie möglich daran partizipieren lassen.

Was mir ein wenig Sorgen macht, sind solche Projekte, die in erster Linie auf Imagegewinn zielen und mehr Greenwashing betreiben als einen ernsthaften Wandel. Wenn solche Projekte aufgedeckt werden, entsteht dann oft auch ein Vertrauensverlust anderen Projekten gegenüber, die eigentlich gut sind. Es ist dann nicht leicht für die Menschen, zu differenzieren. Das passiert leider oft auch den Medien. Hier würde ich mir von den Medien wünschen, guten Projekten mehr Raum zu geben und über diese zu berichten. Ein kritischer und gut recherchierter Journalismus ist einer der Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Das sollte auch in die andere Richtung gehen und Menschen Wege aufzeigen, mit denen sie die Welt positiv verändern können.

Gesunde Regenwälder sind wichtig für den Erhalt seltener Tierarten und unser Klima.

In deiner Nachhaltigkeits-Journey mit The Generation Forest, gab’s bestimmt richtig schöne Glücksmomente. Was waren deine persönlichen Highlights?

Als ich vor vier Jahren bei The Generation Forest angefangen habe, saßen wir zu zweit in einem zugigen Raum, das Budget war klein und der Klimawandel groß. Das ist er zwar immer noch, aber wir sind seitdem auch größer geworden. Heute verwalten wir mit einem fantastischen Team ein Kapital von über 21 Millionen Euro und fast 1.000 ha geschütztes Land in Panama, das wir bis Ende dieses Jahres auch vollständig aufgeforstet haben wollen. In den ersten Monaten haben wir unser 100. Mitglied gefeiert, heute sind wir über 5.300 Mitglieder aus 30 Ländern.

Unsere Arbeit hat den Keeling Curve Preis gewonnen und wir wurden zum Finalisten des Next Economy Awards des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022 gewählt. Als uns der ARD Weltspiegel einen Beitrag gewidmet hat, waren wir alle sehr stolz. Die schönsten Glücksmomente aber erleben wir immer dann, wenn wir sehen, wie unsere Mitarbeiter vor Ort mit dem Geld der Mitglieder so viel neuen Wald schaffen und die vielen Tiere in unsere Wälder zurückkehren, wie zB Brüllaffen. Vor zwei Jahren ging ein Jaguar in die Kamerafalle – ein bewegender Moment für uns alle. Möglich wurde das alles durch zwei wirklich visionäre Menschen, die uns alle auf diesem Weg immer wieder aufs Neue begeistern und motivieren: Iliana Armien und Andreas Eke.

 

Vielen lieben Dank Oliver für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze The Generation Forest Team!