Spotlight: bleed clothing

bleed clothing – Kleidung aus Kork, Hanf und vielem mehr

„Franconian Denim“, Jacken aus Kork, Bademode aus alten Fischernetzen oder Teppichresten. bleed clothing ist genauso innovativ wie fränkisch. Seit gut 14 Jahren denkt Skateboarder Michael Spitzbarth Textildesign neu und anders. „Der Planet blutet schon genug für die Textilindustrie.“ So ist der Name „bleed“ mit dem Slogan „we bleed for nature“ entstanden.

„Zu einem nachhaltigen Lifestyle inspirieren, der Spaß macht und einfach in das tägliche Leben zu integrieren ist.“ So heißt die Mission des Unternehmens bleed clothing, das dazu inspiriert Konsum als Entscheidungsmittel anzusehen und nicht einfach zu dämonisieren. Jeder Einkauf, den du tätigst, schreibt ein kleines Quäntchen Zukunft. „Konsum schreibt Zukunft!“ aber nur, „wenn wir von Großkonzernen zurück zu regionalen Strukturen kommen“.

Eco – Fair – Yeah

nachhaltige Mode aus Bayern, Interview bleed clothing
Lena im Interview, bleed clothing

Lena Grimm, Design/ Produktmanagement

Grund genug für uns, bleed ein bisschen auf die Finger zu schauen. Dafür haben wir Lena Grimm ins WEtell Spotlight gestellt. Sie ist bei bleed clothing seit 2014 für Design- und Produktmanagement verantwortlich und gewährt uns exklusive Einblicke. Sie erzählt, welche Möglichkeiten ihr Job bietet, echte nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

In ihrer Freizeit entspannt sie bei den smoothen Sounds von Milky Chance. Trotz ihrer Sehnsucht nach dem Meer fühlt sich die Wasserratte auch in den strandfreien Wäldern ihrer oberfränkischen Heimat wohl.

Als Produktmanagerin kann Lena einiges davon erzählen, was es heißt Vorreiterin zu sein – mit ganz viel Überzeugungsarbeit und der notwendigen Hartnäckigkeit.

Konsum schreibt Zukunft!

Wandel kommt nicht von allein, sondern durch harte Arbeit und frisches Denken! 2015 hat das 10-Mitarbeitenden starke Unternehmen, die bis dato erfolgreichste Mode-Crowdfunding-Kampagne, mit einer veganen Korkjacke gestartet. Denn wir wissen alle: Exzellenz kann von überall her kommen, in diesem Fall aus Helmbrechts, einem gemütlichen Städtchen in Oberfranken. Ein Regierungsbezirk, der mehr für Schweinshaxen als für vegane Kleidung bekannt ist.

 

Hallo Lena. Danke, dass du dir die Zeit nimmst.
Es ist krass, was ihr bisher alles auf die Beine gestellt habt! Jacken aus Kork statt aus Leder und Franconian Denim. Mit welcher Vision wurde bleed 2008 gegründet und wie seid ihr dort gelandet, wo ihr hinwolltet?

Hallo. Schön, dass ich Teil von eurem Interview sein darf! Ja wenn ich so darüber nachdenke, was mit bleed in den letzten Jahren so entstanden ist, bin ich selbst wieder überwältigt. Dazu hat auf jeden Fall sehr viel Motivation gehört. Von Anfang an wollten wir aus tiefstem Herzen etwas verändern. Das was auch die Vision, die Michael Spitzbarth damals hatte, um bleed zu gründen. Michael hat nach dem Textildesignstudium in der konventionellen Sportindustrie gearbeitet. Er hat gesehen, wie dort zu diesem Zeitpunkt gearbeitet wurde (bezüglich der ökologischen und sozialen Aspekte) und wollte etwas verändern. Leider waren die Firmen, bei denen er gearbeitet hat, nicht bereit dazu. Also hat er sich kurzerhand gesagt: „Dann mach ich es halt selber – und besser.“ Das war zu Beginn gar nicht so einfach, weil „Nachhaltigkeit“ damals noch kein großes Thema war und die Industrie, der Handel und die Kund:Innen erst davon überzeugt werden mussten. Heute sieht es zum Glück schon ganz anders aus. Aber damals hatten wir noch eine klare Vorreiterrolle – mit ganz viel Überzeugungsarbeit und notwendiger Hartnäckigkeit.

Richtig cool, wie viele Schritte ihr schon gegangen seid, um Nachhaltigkeit zu fördern! Den Klimawandel werden wir durch ökologische Kleidung allein wohl nicht stoppen können, aber warum ist es trotzdem wichtig, dass es bleed und eure Produkte gibt?

Das ist natürlich richtig. Wir sehen uns auch nicht nur als Kleidungs-Brand sondern wir wollen unsere Position auch nutzen, um über Missstände und Möglichkeiten aufzuklären. Als unabhängiges Label, das ohne Investoren arbeitet, können wir zeigen, dass es coole Alternativen zu konventionellen Massenmoden und spannende Lösungen für konservative Probleme gibt. Die Kund:Innen haben die Möglichkeit durch ihr Konsumverhalten etwas zu verändern und wir haben die Möglichkeit sie über diese Möglichkeiten zu informieren. So können wir mit unserer Brand in vielerlei Hinsicht einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.

Gleichzeitig haben wir durch unser Produktdesign einen weiteren Impact auf unsere Umwelt. Indem wir möglichst ökologisch und sozial produzieren – dazu gehört die Produktion mit möglichst geringen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur – können wir unseren Fußabdruck auf diesem Planeten minimieren. Möglichkeiten haben wir z.B. bei dem Produktdesign, der Materialauswahl (vegan!), der Auswahl der Produktionsbetriebe, der Wahl der produzierten Stückzahlen, bei der gewählten Verpackung und, und, und.

Eco Sneaker in bleeds Heimatladen in Helmbrecht

In eurer Kommunikation macht ihr euch unter anderem stark für nachhaltiges Wirtschaften. Auf dem Markt gibt es trotzdem Giganten, wie z.B. Zalando, Google, Amazon und Co. an denen wir fast alle noch hängen. Wo würdet ihr euch nachhaltige Alternativen wünschen?

Im Grunde wünschen wir uns nachhaltige Alternativen in allen Bereichen. Mittlerweile gibt es z.B. immer mehr nachhaltiger agierende Finanzdienstleister und wir arbeiten auch mit Onlinemarktplätzen zusammen, die entsprechend handeln. Aber im Prinzip kann und muss man die Maxime des nachhaltigen Handelns langfristig in sämtlichen Bereichen denken und umsetzen.

Du bist jetzt schon ne Weile in der Bekleidungsbranche und kennst dich aus. Wenn du dir den aktuellen Markt anschaust, was stimmt dich daran positiv, bzw. gibt es da auch „nachhaltige Trends“ von denen du nicht so überzeugt bist?

Ich freue mich sehr, dass es immer mehr wirklich nachhaltige Alternativen gibt. Auch das Image von ökologisch und fair produzierten Produkten ist heute viel „cooler“ als es noch vor ein paar Jahren war. Wir nennen es das „Kartoffelsack-Image“, das wir in der Bekleidungsbranche mittlerweile zusammen mit anderen tollen Brands ablegen konnten. Das Thema Nachhaltigkeit hat mittlerweile auch einfach eine ganz andere Plattform erhalten und das ist gut so, allerdings ist es noch nicht genug. Deswegen finde ich es auch gut, wenn große, bisher konventionell agierende Firmen sagen, sie wollen auch etwas verändern. Was mich aber stört ist das so genannte „Greenwashing“. Wenn große Marken nur auf den Zug aufspringen, weil sie Nachhaltigkeit als „Trend“ identifiziert haben. Diese Produkte haben dann oft einen minimalen Anteil an nachhaltigen Materialien, und/ oder die Kollektionen machen nur einen verschwindend geringen Anteil des Gesamtumsatzes des jeweiligen Unternehmens aus. Die Kampagnen werden aber riesig beworben, so dass es am Ende so erscheint, als würde die ganze Firma entsprechend handeln und alle Produkte einem nachhaltigen Anspruch gerecht werden.

Ein Hauptproblem liegt auch darin, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht gesichert und klar definiert ist. Das fördert den Missbrauch des Begriffs natürlich. Trotzdem gab es in den letzten Jahren natürlich auch Lichtblicke, z.B. die #fairbylaw-Initiative von u.a. Lisa Jaspers, welche ein Gesetz zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht in Deutschland gefordert hat. Im Jahr 2021 wurde infolgedessen vom deutschen Bundestag ein neues Lieferkettengesetz verabschiedet.

Ein weiteres spannendes Thema ist die CO2-Kompensation und in Vorarbeit dazu die CO2-Reduzierung in den Produktionsketten. Wir arbeiten hier seit Jahren mit ClimatePartner zusammen, um den Ausstoß, den wir nicht reduzieren können, zu kompensieren. Immer mehr Firmen machen das auch und das finde ich sehr positiv. Man kann das Tool eben nicht nur zur Kompensation nutzen, sondern man sieht ganz genau, was man aktuell noch nicht vermeiden kann. So findet man Stellschrauben, um den Ausstoß zu minimieren. ClimatePartner konnte aufgrund der gestiegenen Nachfrage in den letzten Jahren extrem wachsen und sie leisten neben der Dienstleistung auch viel Aufklärungsarbeit.

Wir halten es für extrem wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht nur aus einzelnen Aspekten besteht, sondern dass sie ganzheitlich implementiert wird und ökologische und ökonomische Sorgfalt kombiniert. Die negativen Auswirkungen des Handels auf Mensch, Tier und Umwelt müssen eruiert und minimiert werden.

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Ein Klassiker: Baumwollshirts mit Upper Franconia Print

In deiner Nachhaltigkeits-Journey mit bleed, gab’s bestimmt richtig schöne Glücksmomente. Was waren deine persönlichen Highlights?

Puh, das ist tatsächlich ne richtig gute Frage. Da waren auf jeden Fall so einige dabei. 2015 haben wir das bis dato erfolgreichste Modecrowdfunding mit einer veganen Korkjacke gestartet. Als wir wussten, dass dieses Crowdfunding erfolgreich ist, das war schon ein toller Moment.
Aber ich schätze tatsächlich auch die ganz kleinen Momente. Die tägliche Arbeit in einem tollen Team, das Wissen dass man einen Impact hat, mit dem was man tut, die Besuche in Portugal in unseren Produktionen und die Gespräche mit den Personen dort vor Ort, das positive Kund:innenfeedback… all diese Dinge machen mich im Alltag glücklich.

 

Vielen lieben Dank Lena für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze bleed Team!